Zum Projekt: "Verkehrliche Bewertung einer Brücken-, Tunnel- oder Fährverbindung im Mittelrheintal bei St. Goar - Gutachten für das Land Rheinland-Pfalz"
Ausgangslage:
Die beiden Landkreise Rhein-Hunsrück und Rhein-Lahn beabsichtigen zwischen den heute bestehenden Brücken in Koblenz und Wiesbaden / Mainz (Schiersteiner Brücke) eine zusätzliche feste Querung des Rheins im Bereich St. Goar / St. Goarshausen zu erstellen. Die heutige Situation führt dazu, dass auf einer Länge von rund 90 km keine witterungs- und wasserstandsunabhängige Querung des Rheins möglich ist. Infolge der reduzierten Erreichbarkeit zwischen den beiden Rheinufern sowie der dadurch reduzierten Vernetzung mit dem Hinterland sind insbesondere im Bereich der Gemeinden St. Goar und Loreley in der Vergangenheit strukturelle Mängel entstanden, die zu Einbußen in der Wirtschaftskraft und -leistung sowie Bevölkerungsrückgängen geführt haben. Mit der geplanten neuen festen Rheinquerung soll die strukturelle Situation im Mittelrheintal verbessert werden. Dieses wird als erforderlich erachtet, um die ökonomische Basis für die Sicherung des Welterbes zu schaffen, in dem die dort lebenden Menschen zeitgemäße, bessere und zuverlässigere Zugänge zur Umgebung auf beiden Seiten des Rheins erhalten.
Der fragliche Bereich liegt im Bereich des UNESCO-Welterbe Mittelrheintal. Insofern ist neben den allgemeinen Schutzzielen dessen „Outstanding Universal Value“ besonders zu würdigen und es ist zu untersuchen, unter welchen Bedingungen eine Brücke oder denkbare Alternativen wie ein optimierter Fährbetrieb oder ein Tunnel machbar sind und welche Beeinträchtigungen diese verursachen.
Die grundsätzliche Machbarkeit sowie die Umweltwirkungen einer Brücke bzw. eines Tunnels sind in den Gutachten „Rheinquerung im Welterbe Mittelrheintal“ der GVS (Gesellschaft für Verkehrsberatung und Systemplanung mbH, Hannover) vom Februar 2009 sowie eine Umweltverträglichkeitsstudie der Cochet Consult (Planungsgesellschaft Umwelt, Stadt & Verkehr, Bonn) vom Mai 2009, beide im Auftrag des Landesbetriebs Mobilität, Diez, dargestellt und in ihren Auswirkungen beschrieben. In der Umweltverträglichkeitsstudie wird insbesondere eine Variante „Tieflage außerhalb“ empfohlen, die außerhalb des besonders sensiblen Kernraumes des Welterbes im Bereich der Loreley liegt. Diese hat jedoch ebenso wie eine ebenda untersuchte Variante „Tunnel“ Wirkungen auf verschiedene Schutzziele nach dem UVP-Gesetz sowie den „Outstanding Universal Value“ des Welterbes. Darüber hinaus lagen für diese Untersuchung die „Wirtschaftlichkeitsuntersuchung einer Querung des Mittelrheins bei St. Goar / St. Goarshausen“ der BPV Consult Koblenz vom Februar 2005 im Auftrag des Landesbetriebs Straßen und Verkehr Rheinland Pfalz sowie die „Machbarkeitsstudie zur Tunnellösung - Rheinquerung im Mittelrhein im Bereich St. Goar / St. Goarshausen“ der BUNG Beratende Ingenieure vom November 2006 vor.
Im Rahmen der laufenden Diskussion ist vom Welterbe-Komitee als zusätzliche Alternative ein deutlich optimierter Fährbetrieb ins Spiel gebracht worden, dessen Machbarkeit, Leistungsfähigkeit, landseitige städtebauliche Wirkungen, ökonomische Wirkungen, Erreichbarkeitsverbesserung und Akzeptanz im Vergleich zu einer Brücken- und einer Tunnel-Lösung zu prüfen sind.
Projektziele:
In der vorliegenden Studie werden vor diesem Hintergrund zur Erweiterung der Beurteilungsgrundlagen aufbauend auf den genannten Studien insbesondere die Leistungsfähigkeit einer Fährverbindung und deren Konsequenzen für die landseitigen Anlagen, insb. Aufstellräume für wartende Kfz und deren städtebauliche Einbindung, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einer Fährverbindung im Vergleich zu einer Brücken bzw. Tunnel-Lösung, und die betrieblichen Einschränkungen und Zuverlässigkeit einer Fährverbindung dargestellt und beurteilt. Darüber hinaus werden die unterschiedliche Akzeptanz fester Verbindungen (Brücke und Tunnel differenziert) gegenüber einer Fähre, die Veränderungen der Erreichbarkeit, sowie besondere städtebauliche und verkehrliche Aspekte einer Tunnel-Lösung für eine zusammenfassende Beurteilung dargestellt.
Auftraggeber:
Land Rheinland-Pfalz
Laufzeit:
Oktober 2009 – Februar 2010
Downloads als PDF:
UNESCO eingereichte Fassung des Gutachtens
Deutsche Fassung des Gutachtens
Hinweis: Die gültige Fassung ist der englische Bericht! Diese Übersetzung wurde zur Arbeitserleichterung erstellt.
Text der Entscheidung des UNESCO-Welterbekomitee vom 29. Juli 2010